Sitten, Gebräuche und Verhaltensregeln in Thailand 

Die gesellschaftlichen Umgangsregeln haben nicht ganz so imperativen Charakter wie die Umgangsregeln mit Bezug auf das Königshaus oder den Buddhismus. Besonders in einer kosmopolitischen Stadt wie Bangkok sind westliche Umgangsformen geläufig, und es besteht nur bedingt Notwendigkeit, sich an thailändische Sitten anzupassen. Tatsächlich neigen Thais in besseren Positionen dazu, im Umgang mit westlichen Ausländern westliche Umgangsformen zu praktizieren - gewissermassen um ihre Weltläufigkeit unter Beweis zu stellen. 

Ein typisches Beispiel sind die Grussformen. Traditionell schütteln sich Thais nicht die Hände, wenn sie einander begrüssen, sondern praktizieren den Wai. Dabei werden die Hände in katholischer Gebetshaltung aneinandergepresst. Je nach sozialem Rang werden die Hände dabei höher oder niedriger gehalten, und für längere oder kürzere Zeit. Im Prinzip ist es so, dass je höher und länger die Hände zusammengehalten werden, desto ranghöher die gegrüsste Person. Auf Stirnhöhe werden sie nur gehalten, um Mitglieder der Königsfamilie oder hohe buddhistische Würdenträger zu grüssen. Eine 'normale' höher gestellte Person wird mit einem Wai auf Kinnhöhe gegrüsst. Eine ranghöhere Person erwidert den Wai auf Brusthöhe, und wenn der Rangunterschied sehr gross ist, kann es sich dabei um eine ziemlich flüchtige Geste handeln. 

Eine Versammlung wird immer mit einem 'höheren' Wai gegrüsst als er jedem einzelnen der versammelten Individuen gewährt würde. Von der rangniedrigeren Person wird erwartet, dass sie den Wai zuerst praktiziert, während die ranghöhere ihn erwidert. Im Falle einer Begegnung von ranggleichen Personen obliegt es der jüngeren, zuerst ihren Wai zu machen. Die Ausgestaltung des Wais hängt stets auch von einer Reihe von Begleitumständen ab. Die Geste wird auch verwendet, um sich zu bedanken. Allerdings bedanken sich nur rangniedrigere Personen mit einem Wai bei ranghöheren Personen; eine ranghöhere Person wird einer rangniedrigeren Person auch dann nicht mit einem Wai danken, wenn die rangniedrigere Person der ranghöheren Person einen grossen Gefallen getan hat. 

Es ist fraglich, ob westlichen Besuchern überhaupt empfohlen werden kann, sich den Wai anzugewöhnen. Falsch praktiziert, läuft man viel mehr Gefahr, sich lächerlich zu machen als sich Ansehen zu verdienen. Wer zum Beispiel Dienstpersonal mit einem zu hohen Wai grüsst, der wird nicht in den Ruf des Landeskenners, sondern in den des Tolpatsches geraten. Es ist nicht angebracht, Empfangsdamen in Hotels, die ankommende Gäste pauschal mit einem Wai grüssen, mit einem Wai zu antworten. 

Es ist in Thailand Sitte, sich mit dem Vornamen anzureden. Dies ist verständlich, wenn man weiss, dass Familiennamen in Thailand erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführt wurden, und dass sie oft umständlich lang sind. Um nur ein Beispiel zu geben: der Vertreter des thailändischen Board of Investment in Sydney heisst Boonkul Changsirivathanathamrong. Auch wenn westliche Familiennamen selten so lang sind, wird die Sitte, sich mit Vornamen anzureden, auch auf westliche Ausländer ausgedehnt. Statt der englischen Bezeichnungen Mister, Misters oder Miss wird auch in englischsprachiger Konversation in Thailand oft das thailändische geschlechtsneutrale Khun verwendet. Robert Müller heisst also Khun Robert, und Sylvia Schneider heisst Khun Sylvia.

Unüblich ist es in Thailand, Häuser mit Schuhen zu betreten. Selbst in modernen Büros wird man oft feststellen, dass alle Schuhe vor der Tür stehen und Chef und Personal auf Socken unterwegs sind. Beim Betreten von Tempeln sind unbedingt die Schuhe auszuziehen. Die Sitte des Schuhe-Ausziehens steht im Zusammenhang damit, dass Thais in ihren Häusern und Wohnungen hauptsächlich auf dem Boden wohnen, und nicht auf Stühlen, Sesseln und Sofas. Um sich gemütlich zusammenzusetzen, ziehen Thais oft den Boden vor, auf dem dann auch Speisen und Getränke serviert werden - selbst wenn es an Sitzmöbeln und Tischen eigentlich nicht mangelt. Da dem so ist, wird natürlich auf die Sauberkeit der Böden streng geachtet, und da ist es unpassend, wenn Leute mit Strassenschuhen durchs Haus latschen. 

Wutausbrüche, in der Öffentlichkeit oder privat, werden in Thailand kaum zum Erfolg führen. Mag sein, dass man einem Untergebenen damit Beine macht - allerdings so, dass er sie gebraucht, um nie wieder in Erscheinung zu treten. So oder so verliert bei Wutausbrüchen immer in erster Linie derjenige an Gesicht, der sich nicht in Zaum halten kann - nicht derjenige, gegen den der Wutausbruch sich richtet. Im allgemeinen sind Beschwerden, die mit einem Lächeln vorgetragen werden, erfolgreicher als jene, mit denen man Leute beleidigt. 

Weitere Verhaltensregeln, kurz zusammengefasst 

Mönche: Sie sollten die Beine in Anwesenheit von Mönchen nicht überkreuzen, weder beim typischen "Thai-Sitzen" am Boden noch auf dem Stuhl. Frauen sollten sich nicht in der Nähe von Mönchen aufhalten; kreuzen Sie auch deren Weg nicht. Frauen dürfen Mönchen nie etwas unmittelbar übergeben. Essen Sie bei Zeremonien stets nach den Mönchen.Gehen Sie immer etwas hinter Mönchen.  

Das Haus: Ziehen Sie unaufgefordert die Schuhe aus, sobald Sie ein Haus betreten. Falls Sie die Gastgeberrolle spielen dürfen, laden Sie auch nur Kurzzteitbesucher zu Tische ein. 

Buddha-Statuen: Buddha-Ebenbilder sollten an einem erhöhten Platz aufbewahrt und mit Respekt behandelt werden. Wollen Sie Statuen als Geschenk mitnehmen, achten Sie darauf, daß der Einkaufspreis nicht 150 EUR überschreitet. 

Einladung: Legen Sie Wert auf tatsächliches Erscheinen und Pünktlichkeit der Gäste, so verwenden Sie Einladungskarten. Laden Sie jemanden zu sich nach Hause ein, versteht er dies auch als Einladung zum Essen.  

Essen: Man ißt mit einem Löffel und einer Gabel, um den Löffel zu beladen. Statt Salz findet die Fischsauce nampla Verwendung. Essen Sie bei Zeremonien stets nach den Mönchen. Essenseinladungen sind als unverbindlicher Gruß anzusehen. (Standardantwort: "Ich habe bereits gegessen."). Wundern Sie sich nicht, wenn auch ausgiebig gerülpst wird - das gehört dazu. 

Begrüßung: Mit einem Wai werden Mönchen, alten Menschen und sozial höhergestellten Personen begrüßt. Diener, Arbeiter und Kinder werden von Ihnen nicht mit einem wai gegrüßt. Je tiefer man den Kopf neigt, desto größer die Respektsbezeugung. Der sozial Niedrigergestellte grüßt zuerst.  

Zahlen: Der Einladende begleicht stets die Rechnung. Ist nicht eindeutig, von wem die Einladung ausging, so zahlt die sozial am höchsten gestellte Person. Getrennt zahlen kommt überaus selten vor.

König: Man erwartet, daß Sie sich erheben, wenn im Kino Bilder des Königs oder der Königsfamilie auf der Leinwand erscheinen.

Hände - Füße - ... : Fingerzeigen ist zulässig bei ungeheiligten Gegenständen und Tieren, niemals bei Menschen. Füße müssen unter Kontrolle gehalten werden und gehören unter gar keinen Umständen auf den Tisch. Sie dürfen nie auf jemanden gerichtet sein (Sohle). Steigen Sie nie über eine Person oder deren Speisen. Gehen Sie immer etwas hinter Mönchen und alten Menschen.  

Großzügigkeit ist das Kennzeichen einer wichtigen Persönlichkeit. Seien Sie daher nicht knauserig (farang kineo). Kleidung soll Ihrem Status entsprechen. Frauen tragen keine Shorts oder andere freizügige Kleidung. 

Kopf und Haar dürfen nicht berührt werden. Wenn Sie dies versehentlich tun, bitten Sie um Entschuldigung. 

Kritik sollten Sie vermeiden. Ist sie absolut notwendig, gleichen Sie sie aus mit einem hohen Maß an Lob und gehen Sie dabei behutsam und indirekt vor. Lächeln Sie so oft wie möglich. Das macht Sie beliebt. Ein Lächeln dient der Entschuldigung bei kleinen Ungeschicklichkeiten, als Dank für bescheidene Gefälligkeiten und als Erwiderung des wai von Kindern und Dienstpersonal.  

Launen dürfen nicht gezeigt werden. Meiden Sie Personen/Situationen/Dinge, die Sie nicht mögen, statt darüber zu klagen oder sie zu ändern suchen.  

Reis ist die Lebensquelle Thailands; werfen Sie Reste nicht in Gegenwart von Thai in den Abfall. Schmeicheln Sie bei jeder möglichen Gelegenheit, die Thai lieben es. Setzen Sie sich auf den Platz, den man Ihnen zuweist. Höhergestellte sitzen vom, Niedrigergestellte hinten. Überreichen Sie einer anderen Person etwas nur mit der rechten Hand. Wollen Sie besonderen Respekt zeigen, so berühren Sie dabei mit der linken Hand den rechten Unterarm. Verneigen Sie sich ein wenig, wenn Sie an Leuten vorbei- oder zwischen ihnen hindurchgehen.  

Vorgestellt werden ist weniger üblich, sagt aber mehr aus als bei uns. Der sozial Niedrigergestellte wird zuerst angesprochen. Werfen von Gegenständen ist Zeichen schlechter Manieren. Winken Sie Kellner oder Diener mit der Hand, Innenfläche nach unten, die Finger einwärts winkend. Nicht in die Hände klatschen, mit den Fingern schnippen oder zischen.

Zärtlichkeit zwischen den Geschlechtern sollte nicht öffentlich gezeigt werden. Kein Küssen, nicht einmal Händchenhalten.  

Anmerkung der Redaktion: Das Händchenhalten ist in Pattaya normal also genieren Sie sich nicht mit Ihrer Freundin Hand in Hand zu gehen, ausser Sie besuchen Ihre Freundin bei sich zuhause irgendwo in der tiefsten Provinz, dort sollten Sie etwas zurückhaltender sein wie Sie es von Pattaya gewohnt sind.

Bier on the rocks zu allen Speisen 

Wenn Ausländer von thailändischen Freunden oder Geschäftspartnern zum Essen eingeladen werden, sollten sie die Etikette und die kulturellen Unterschiede kennen. Für Farang gilt vor allem: Sagen Sie Thailändern nie, dass diese zu viel essen! Normalerweise werden Thais Sie fragen, welche Art Essen Sie vorziehen. Falls Sie thailändische Küche mögen, lassen Sie den Gastgeber das Restaurant vorschlagen. Wenn Sie am Tisch Platz genommen haben, sagen Sie dem Gastgeber, wie scharf Sie die Speisen gewürzt haben möchten. Normalerweise ist Thai-Food in den guten Restaurants so gewürzt, dass sie auch Ausländer geniessen können. Weisen Sie Ihren Gastgeber auch auf Gerichte hin, die Sie aus gesundheitlichen oder religiösen Gründen auf gar keinen Fall essen. Sollte Ihr Gastgeber ein Thai-Chinese sein, kann es passieren, dass er Sie in einem China-Restaurant bewirten möchte. Falls Sie mit Essstäbchen nicht umgehen können oder sich dabei zumindest nicht wohl fühlen, fragen Sie nach Besteck Ihrer Wahl. Der Gebrauch von Messer, Gabel und Löffel an Stelle der Stäbchen wird akzeptiert. Für gewöhnlich sind die Leute, die andere einladen, die Gastgeber, das heisst, sie bezahlen auch die Rechnung. Bitte versuchen Sie nicht, die Kosten für den unterhaltsamen Abend zu teilen, selbst wenn sie es gut meinen und den Gastgeber nicht überfordern möchten. Es würde nicht nur lächerlich aussehen, sondern ein Thai könnte denken: „Dieser Mensch will niemandem einen Dank schulden. Wenn er meine Gastfreundschaft zurück weist, will er wahrscheinlich keine Verbindung mit mir; nur striktes Geschäft, sonst nichts.“ Einige interessante Eigenarten der Gastgeber bei solchen Anlässen: Viele Thais werfen Eis in ihr Bier. Das verdirbt zwar den Geschmack, aber wen kümmert’s? Whisky on the rocks ist hingegen nicht populär. Man mischt ihn eher mit Sodawasser, Coke, Pepsi oder Trinkwasser. Die Thais trinken Whisky, während sie die verschiedenen Gerichte verzehren. Das soll dem Aufbau eines guten Verhältnisses nützlich sein, und ausserdem kann man dabei auch einiges erfahren. Wenn ein thailändischer Gastgeber Sie auf einen schnellen Drink einlädt, fragen Sie besser nach, was er unter „schnell“ versteht. Denn das kann durchaus vier oder fünf Stunden dauern. Einige Punkte, die thailändische Gastgeber von westlichen unterscheiden: Sie neigen dazu, viele Gerichte zu bestellen, denn sie wollen sicherstellen, dass genug Essen für die Gäste auf dem Tisch steht. Das ist eine Sache des „Gesichts“. Das verliert man nämlich, wenn die Gäste nicht satt werden. Selbst wenn nur ein Gast eingeladen wird, werden vier oder fünf Gerichte bestellt, die dann in die Mitte des Tisches kommen. Jeder in der Runde kann sich davon bedienen. Meistens hat jedes Gericht einen eigenen Löffel, den man benutzen sollte, wenn man sich bedient, nicht seinen eigenen. Wenn am Tisch mehr als zwei Personen sitzen, kann die Zahl der Gerichte leicht auf sieben oder acht steigen. Eine weit verbreitete Bemerkung westlicher Gäste ist: „Ich kann nicht verstehen, wie Thais so viel essen können und dabei trotzdem ihre schlanke Linie behalten.“ Sie denken, das sei ein Kompliment, doch viele Thais fassen das als Beleidigung auf: „Du bist so gierig, du bestellst viel mehr als du essen kannst.“ Es klingt ausserdem so, als ob Thais jederzeit hungrig wären. Tatsache ist jedoch, dass sie bei ihren regulären Mahlzeiten gar nicht so viel essen. Doch weil sie ihren Gast zufriedenstellen wollen, wird immer mehr bestellt, um für jeden Appetit gewappnet zu sein. Ausserdem besteht jedes thailändische Gericht aus einer nicht allzu grossen Portion. Die meisten thailändischen Gastgeber bewirten ihre Gäste allein. Es ist völlig unüblich, dass sie dabei von ihren Ehefrauen begleitet werden, wie es in westlichen Ländern normal ist. Das mag daran liegen, dass es in nicht allzu ferner Vergangenheit in Thailand keine sogenannten Karrierefrauen gab. Heute existieren die zwar auch hier, doch da gibt es noch den Strassenverkehr von Bangkok, der es oft sehr beschwerlich macht, von einem Ort zum anderen zu kommen. Einige Warnungen: Thailänder haben einen Benehmens-code, der hier „sombat puh die“ genannt wird und so viel wie Qualifikation für die bessere Gesellschaft bedeutet. Da gibt es viele Fallgruben für unwissende Ausländer, z.B.: Kauen während des Sprechens ist unhöflich. Aber das sollte eigentlich jeder Ausländer mit Kinderstube wissen. Auch lautes Kauen und Essen mit offenem Mund wird nicht als die wahre Art des feinen Mannes betrachtet. 

Thais sind Märchenerzähler

 Ausländern ist’s ein Rätsel, warum so viele Thais so gerne Märchen erzählen. Geschichten, die unglaubwürdig klingen und bei genauer Betrachtung auch nicht wahr sein können. Da antwortet ein 12jähriges Mädchen auf die sehr indiskrete Frage seines Lehrers, wie viel der Vater denn im Monat verdiene, ohne mit der Wimper zu zucken: „So ungefähr 200.000 Baht.“ Nicht dass die Schülerin nicht rechnen könnte oder über das Gehaltsgefüge in ihrem Land nicht Bescheid wüsste. Da berichtet die Nachbarin aus dem Isaan voller Stolz von ihrem Lotteriegewinn. Zwölf Millionen Baht wären es, erzählt die glückliche Ehefrau eines Farang. Nachbarn freuen sich mit und erwarten Überwältigendes. Doch weder Neubau noch Benz, nicht einmal der Kauf einer neuen Goldkette folgen der Erzählung. Alles Lügen? Thais werten solche Erzählungen anders. Geschichten eben, die was hermachen, die ihnen Gesicht geben. Das scheint vielen Asiaten wichtiger zu sein als die Wahrheit. 

Nationalhymne 

Überall in Thailand ertönt jeden Morgen um 8:00 Uhr und jeden Abend um 18:00 Uhr die Nationalhymne, entweder aus dem Radio oder vom Band. Es wird erwartet (auch von Ausländern), dass man für die Dauer der Hymne steht und alle Aktivitäten unterbricht. Die Hymne, im Stil westlicher Marschmusik, wurde übrigens von einem deutschen Emigranten komponiert. 

(deutsche Übersetzung) 

Thailand umarmt mit seiner Brust Alle Menschen mit Thai-Blut. Jeder Zentimeter Thailands gehört den Thais. Das Land hat seine Unabhängigkeit gewahrt, weil die Thais stets vereint waren. Die Thais lieben den Frieden, aber sie sind keine Feiglinge im Krieg. Niemandem werden sie erlauben, sie ihrer Unabhängigkeit zu berauben. Noch werden sie Tyrannei erleiden. Alle Thais sind dazu bereit, jeden Tropfen ihres Blutes der Nation zu opfern, für Sicherheit, Freiheit und Fortschritt.

Die Religion - der Buddhismus 

Der Buddhismus ist eine Weltreligion, benannt nach ihrem Stifter Buddha. Im Luxus lebend, beeindruckten den Buddha die Begegnungen mit einem Alten, einem Kranken, einem Toten und einem Mönch so sehr, daß er beschloß die Vergänglichkeit der Welt als Asket zu überwinden. Demnach empfand Siddharta Gautama, ein indischer Prinz, eine tiefe Abneigung gegen sein reiches Bürgerleben und verließ mit 29 Jahren heimlich seine Familie. Im Alter von 35 Jahren gelangte er durch einen "mittleren Weg", zwischen Überfluß und Askese (religiöse Einschränkung), unter einem Feigenbaum bei Bodh Gaya in Indien zur Erleuchtung. Danach gründete er mit 5 Asketen einen Mönchsorden und zog mit seinen Anhängern lehrend durch Nordindien. 

Neben dem legendären Siddharta Gautama kennt der Buddhismus noch andere Verkünder seiner Lehre in Vergangenheit und Zukunft, die aus eigener Kraft zur Erleuchtung gelangt sind. Die Lehre Buddhas, der Buddhismus ist eine Lehre deren Begründer mit dem Ehrentitel "Buddha" bezeichnet wird. Das Wort Buddha kommt aus dem Sanskrit von budh, d.h. erwachen. Es bedeutet der Erwachte und besagt, daß jemand, der diesen Namen trägt, aus der Nacht des Irrtums zum Lichte der Erkenntnis erwacht ist. Das Wesen eines Buddhas besteht darin, daß er aus eigener Kraft sein Wissen erlangt hat, dieses weder durch Offenbarung eines Gottes noch durch Studien heiliger Schriften oder durch Lehrer erwarb.Buddha ist also kein Gott, auch nicht die Inkarnation (Fleischwerdung) eines Gottes, sondern ein Mensch, der genauso wie jeder andere dem Altern der Krankheit und dem Tode unterworfen ist. Ein Buddha unterscheidet sich aber von anderen Menschen dadurch, daß er alle Verblendung und Leidenschaft überwunden hat und infolge dieser seiner geistigen und menschlichen Vollkommenheit Wunderkräfte an sich entfalten kann, die anderen versagt sind. Er kann sich nicht nur an seine zahllosen früheren Existenzen erinnern, sondern er kennt auch die früheren und zukünftigen Geburten anderer Wesen. Die meisten seiner magischen Fähigkeiten treten an ihm zutage, wenn er die vollkommene Erleuchtung (bodhi) erreicht hat und dadurch aus einem Anwärter auf die Buddhawürde, aus einem Bodhisattva, zu einem Buddha, einem Erwachten, Erleuchteten geworden ist.Bodhisattva zu sein, bedeutet also ein Wesen auf dem Weg zur Buddhaschaft zu sein. 

Im Mittelpunkt der ersten Predigt Buddhas stehen die "vier edlen Wahrheiten": die edle Wahrheit des Leidens, von der Entstehung des Leidens, der Vernichtung des Leidens und dem zur Vernichtung des Leidens führende Weg. Dieser Weg ist der "edle achtteilige Pfad": rechte Anschauung (1),
rechtes Wollen (2),
rechtes Reden (3),
rechtes Tun (4),
rechtes Leben (5),
rechtes Streben (6),
rechte Gedanken (7),
rechtes sich versenken (8)
Die buddhistische Ethik steht im Dienst der Selbsterlösung. Buddha lenkte auch kultische Handlungen bewußt ab. Der Buddhismus erlebte seine Blütezeit von 268 - 227 v. Chr. Doch um 380 v. Chr. gab es erhebliche Differenzen innerhalb des Ordens. Sie führte zur Spaltung in die beiden Richtungen, genannt "Fahrzeuge" des Hinajana (kleines Fahrzeug) - Buddhismus in Mahajana (großes Fahrzeug) - Buddhismus, die seitdem in ihrer Lehre und Ausbreitungsgeschichte verschieden Wege gingen. In der Gegenwart besteht der Buddhismus als Hinajana - Buddhismus in: Sri Lanka,Thailand, Birma, Laos, Kambodscha. Der Mahajana - Buddhismus, der eigentliche Weltbuddha besteht in China, Nepal, Vietnam, Korea, Japan und als eine Sonderform des Lamaismus in Tibet. Die Voraussetzung war, daß derjenige der den Entschluß gefaßt hat, nach der Buddhaschaft zu streben, ein feierliches Gelübde ablegt, allen Wesen zu helfen und fortan in allen seinen Wiederverkörperungen zum Wohl anderer Wesen tätig zu sein. In der meditativen Versenkung, wie auch im praktischen Leben, vollzieht der Weisheitsjünger die "Umwandlung des Nächsten in das eigene Selbst". Seine universelle Liebe zu allen Wesen macht auch vor dem Feind nicht halt, er kennt keinen Greuel gegen ihn, weil er sich selbst als den karmischen (Karma = Schicksal) Urheber des Unglücks weiß. Ein Buddha kann, so lange er auf der Erde lebt, Wundertaten vollbringen, er ist aber kein Erlöser und übt nach seinem Tode keine direkten Wirkungen auf Fromme mehr aus. Nicht wie Götter im Hinduismus, Allah im Islam oder Jesus. Der Buddhismus läßt sich bestimmen, als eine 500 v. Chr. entstandene Sonderform der indischen Religion.Ausgeschieden sind dem Indertum eigentliche Elemente, wie Anerkennung des Kastensystems, Vorrang der Brahmanen, das Opferwesen. 

Die unabdingbaren Bestandteile der altindischen Weltanschauung, Wiederverkörperung und Erlösung, sowie eine Reihe kosmologischer und mythologischer Vorstellungen sind beibehalten worden. Außerdem verworfen wurde auch die qualvolle Selbstpeinigung von vielen Hindus so hoch gewertet. Der Buddhismus kultiviert in keiner Weise einen kühlen Weltschmerz, sondern macht es sich zur Pflicht, die Unvollkommenheit alles Irdischen und das Zugrundegehen aller Dinge als unvermeidlich hinzunehmen und seinen Blick auf das, über allen Wandel erhabene Nirvana, zu richten. Nirvana ist Sanskrit und bedeutet erlöschen, verwehen. Die Geschichte des Buddhismus zeigt, daß eine Heilslehre, die bewußt auf ein farbenprächtiges Äußeres (Kleidung und Kultus) verzichtete, nur eine Weisheitslehre für wenige sein konnte. Der Buddhismus mußte daher entgegenkommen, indem er bisherigen Kultus anderer Religionen, die vor ihm da waren, bestehen ließ oder führte bei sich Andachtsformen und sakrale Zeremonien ein, welche an die Stelle des bisherigen Götter - und Heiligendienstes treten konnten. Im Laufe der Jahrhunderte, während welcher er bei vielen Völkern Fuß faßte und überall ein differenziertes Aussehen angenommen hatte, hat er im innersten Kern den Charakter einer Philosophie für Denker bewahrt.Der Buddhismus hat im Gegensatz zu anderen Weltreligionen nie von denen, die zu ihm zählten, verlangt, daß sie ausschließlich ihm angehören und ihre frühere Verbindung zu anderen Religionen aufgeben